„Es gibt heute eine gewisse Einsicht in die Tatsache, dass ein extremer relativistischer Individualismus eine soziale Katastrophe bedeutet und dass keine Zivilisation bestehen kann ohne einen gewissen Wertekonsens. Aber wo Erziehung im Sinne dieses Konsenses tätig ist ohne den Glauben an die Wahrheit dessen, was sie vermittelt, da handelt es sich nur um eine Konditionierung zugunsten eines Autoritarismus, der sich heute in der Regel als „political correctness“ präsentiert. Er zielt auf Anpassung, nicht auf Wahrheit.
Einsicht in Wahrheit aber gibt es nur in Freiheit. Verhalten kann und muss gelegentlich erzwungen werden. Wahrheitseinsicht und Glauben können nicht erzwungen werden. Die Wahrheit spricht mit leiser Stimme.“
[Robert Spaemann im Artikel „Wahrheit spricht mit leiser Stimme“ im Kölner Stadtanzeiger, Online-Veröffentlichung am 12.06.2008]