Schlagwort-Archiv: Weisheit

wertvolle Schätze im Herzen

„Mein Kind. Die Weisheit ist ein Schatz, und dein Herz ist der Platz, ihn zu verwahren. Wenn du die Weisheit lernst, sammelst du wertvolle Schätze; Sie sind unsterbliche Schätze, die ihren Glanz nie verlieren. Es gibt viele Arten von Weisheit, und in der Truhe deines Herzens gibt es viele Verstecke: solche für Gold, für Silber, und für Edelsteine … du mußt lernen, diese Plätze zu unterscheiden, zu wissen, welche Dinge hier liegen und welche dort … Mach es wie der Geldwechsler auf dem Markt, dessen Hand ohne zu Zögern in den richtigen Sack taucht und sofort die richtige Münze herausfischt.“

[Hugo von St. Victor in „De tribus maximis circumstantiis“, hg. v. W.M. Green in: Speculum 18 (1943), 483-493, zit. nach Aleida Assmann, Erinnerungsräume, Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses, München, 2010, S. 116]

s.t.o.a.

„Nicht die Dinge selbst, sondern die Meinungen von den Dingen beunruhigen die Menschen. So ist z.B. der Tod nichts Schreckliches, sonst wäre er auch dem Sokrates so erschienen; sondern die Meinung von dem Tod, daß er etwas Schreckliches sei, das ist das Schreckliche. Wenn wir nun auf Hindernisse stoßen, oder beunruhigt, oder bekümmert sind, so wollen wir niemals einen andern anklagen, sondern uns selbst, das heißt: unsere eigenen Meinungen. – Sache des Unwissenden ist es, andere wegen seines Mißgeschicks anzuklagen; Sache des Anfängers in der Weisheit, sich selbst anzuklagen; Sache des Weisen, weder einen andern, noch sich selbst anzuklagen.“

[Epiktet 50-138 n. Chr in „Encheridion, Handbüchlein der stoischen Moral“ nach der Übersetzung von Carl Con]

Weisheit und Liebe

„Keiner der Götter philosophiert oder begehrt weise zu werden, denn sie sind es bereits; auch wenn sonst jemand weise ist, philosophiert er nicht. Ebensowenig philosophieren wiederum die Unverständigen, noch begehren sie weise zu werden. Denn das eben ist das Verderbliche am Unverstand, daß man, ohne schön, gut und verständig zu sein, dennoch sich selber genug dünkt. Wer nun nicht glaubt, bedürftig zu sein, der begehrt auch dessen nicht, wessen er nicht zu bedürfen glaubt.

Wer sind denn also, Diotima, fragte ich, die Philosophierenden, wenn es doch weder die Weisen noch die Unwissenden sind?

Das ist doch nun wohl auch einem Kinde klar, erwiderte sie, daß es die zwischen beiden in der Mitte Stehenden sind, und zu ihrer Zahl gehört nun wiederum auch Eros. Denn gewiß zählt doch die Weisheit zu dem Allerschönsten; die Liebe aber ist auf alles Schöne gerichtet: folglich ist Eros ein Philosoph; als Philosoph aber steht er in der Mitte zwischen einem Weisen und einem Unwissenden.“

[aus „Das Gastmahl“ von Platon, ca. 380 v. Chr. nach der deutschen Übersetzung von Franz Susemihl, 1855]

 

„Aber woher Sokrates, weißt du mir denn was schön ist und was schlecht?“