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Sapere aude!

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen, dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt, u.s.w., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen…“

[Immanuel Kant, 1784 in der Berlinischen Monatsschrift als Beantwortung der Frage: „Was ist Aufklärung?“]

 

an diesen Text kann man sich gar nicht oft genug erinnern…

 

Im Namen der Vernunft

„Wer im Namen der Vernunft spricht, widerspricht sich selbst. Denn vernünftig ist es, die Begrenztheit der eigenen Einsicht zu wissen und eben dadurch besserer Einsicht fähig zu sein, komme sie, woher immer … Immer besteht die Vernunft darin, auf dem für wahr Gehaltenen nicht blindlings zu bestehen, sondern sich kritisch an ihm zu betätigen.“

[Hans-Georg Gadamer, „Lob der Theorie“. Frankfurt/M. 1991, S. 65]