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Herz und Vernunft

„Das Herz hat seine Gründe, welche die Vernunft nicht kennt; man fühlt es auf tausenderlei Weise. Es liebt von Natur das höchste Wesen und sich selbst, je nachdem es sich jenen Gründen hingiebt, und es verhärtet sich gegen das eine und das andre, nach seiner Wahl. Du hast eine verworfen und das andre behalten, ist das aus Gründen?“

[Blaise Pascal: Gedanken über die Religion, entstanden etwa zwischen 1656 und 1662. Der Text folgt der Übersetzung von Karl Adolf Blech von 1840]

wahres Glück?

„Aber unglücklich wie wir sind und unglücklicher als wenn es nichts Großes in unserm Wesen gäbe, haben wir eine Vorstellung vom Glück und können nicht dahin gelangen, wir empfinden einen Schimmer von Wahrheit und besitzen nur die Lüge, gleich unfähig nicht zu wissen und zuverlässig zu wissen, so sehr ist es offenbar, daß wir auf einer Stufe von Vollkommenheit gewesen sind, von der wir unglücklich herabfallen.


Was predigt uns denn dies heiße Verlangen und dieses Unvermögen, was anders als, daß es einstmals im Menschen ein wahres Glück gab, von welchem ihm jetzt nichts übrig ist als die Erinnerung und die ganz leere Spur, die er vergebens mit allem, was ihn umgiebt, aus zu füllen unternimmt, indem er in den Dingen, die nicht da sind, die Hilfe sucht, welche er von den gegenwärtigen nicht erhält und welche weder die einen noch die andern im Stande sind ihm zu geben, weil dieser unendliche Abgrund nur ausgefüllt werden kann durch einen unendlichen und unveränderlichen Gegenstand?“

 

[Blaise Pascal: Gedanken über die Religion, entstanden etwa zwischen 1656 und 1662. Der Text folgt der Übersetzung von Karl Adolf Blech von 1840]