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verstehen = nicht-verstehen

„Keiner denkt bei dem Wort gerade das, was der andre, und die noch so kleine  Verschiedenheit zittert, wenn man die Sprache mit dem beweglichsten aller Elemente vergleichen will, durch die ganze Sprache fort. Bei jedem Denken und Empfinden kehrt, vermöge der Einerleiheit der Individualität, dieselbe Verschiedenheit zurück, und bildet eine Masse aus einzeln Unbemerkbarem. Alles Vestehen ist daher immer zugleich ein Nicht-Verstehen, eine Wahrheit, die man auch im praktischen Leben trefflich benutzen kann, alle Übereinstimmung in Gedanken und Gefühlen zugleich ein Auseinandergehen.“

[Wilhelm von Humboldt, Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaus in „Schriften zur Sprachphilosophie, Werke in fünf Bänden, Bd. 3, hg. A. Filtner, K.Giel, Darmstadt, 1996, S. 228]