Schlagwort-Archiv: Demut

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„Der Anfang der sittlichen Disziplin aber ist die Demut. Deren Lehren sind zahlreich, für den Studenten aber sind besonders diese drei wichtig: erstens, daß er kein Wissen und kein Schriftwerk geringschätzen soll; zweitens, daß er sich bei niemandem schämen soll, von ihm zu lernen; drittens, daß er, wenn er selbst Gelehrtheit erreicht hat, die anderen nicht verachten soll.“

(Hugo von St.Viktor um 1127 im „Didascalicon„, aus dem Lateinischen übersetzt von Thilo Offergeld]

das erinnert mich an einen schönen Satz aus der Mischna: „Wer ist weise? Der von allen Menschen lernt.“ 

Ein Tag wie jeder andere

„Man muss wohl die Bescheidenheit aufbringen einzugestehen, daß der Zeitpunkt des eigenen Lebens nicht der einmalige, grundlegende und umstürzende Augenblick der Geschichte ist, von dem aus sich alles vollendet und neu beginnt; gleichzeitig erfordert es Bescheidenheit, ohne Feierlichkeit zu sagen, daß der gegenwärtige Zeitpunkt ziemlich reizvoll ist und seine Analyse verlangt… Aber ohne sich ein wenig dramatisch und theaterhaft in die Brust zu werfen und von diesem Augenblick zu behaupten, er sei, in der Leere der Nacht, der Augenblick der größten Verdammnis oder der Tagesanbruch der aufgehenden Sonne.

Nein, er ist ein Tag wie jeder andere oder vielmehr ein Tag, der niemals ganz genau wie andere ist.“

 

[Michel Foucault u. Gérard Raulet in „Um welchen Preis sagt die Vernunft die Wahrheit? Ein Gespräch“ in: Spuren, Zeitschrift für Kunst und Gesellschaft, Heft 2, Seite 39; 1983]