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bis heute verloren

„Die Geschichte der Konzilien ist einerseits eine Geschichte dogmatischer „Klärungen und Gewinne von großer Reichweite und Dauerhaftigkeit“, andererseits aber auch eine „große Verlustgeschichte“ (N. Brox). Denn nach jedem Konzil gingen große Teilkirchen und mit ihnen Denkansätze von hoher Reichweite verloren. Die Gemeinschaft der einen Kirche konnte nicht widererlangt werden und blieb bis heute verloren. Wenn dabei ethische, sprachliche und kirchenpolitische Faktoren mitspielten, so kann das nicht darüber wegtäuschen, daß die Trennung zunächst einmal die Folge des dogmatischen Streits war.“

[Arnold Angenendt, Das Frühmittelalter. Die abendländische Christenheit von 400 bis 900, Stuttgart/Berlin/Köln, 1990, S. 62]

Christentum in Kinderschuhen

„In der Zeit nach Paulus, der unter Kaiser Nero in Rom das Martyrium erlitten haben soll (64/68), haben die Christen kein Missionskonzept entwickelt und erst recht keine Missionsstrategie verfolgt. Es ist sogar fraglich, ob die junge Kirche den Missionsbefehl überhaupt auf sich selbst bezogen hat und nicht durch das Wirken der Apostel bereits erfüllt hielt. Hie und da gab es zwar Wanderprediger, aber im großen und ganzen vollzogen sich im zweiten Jahrhundert die Fortschritte des Christentums ‚wie zufällig: der einzelne Christ gewann den einzelnen Heiden‘ [zitiert nach Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands 1 S. 23]

Dabei waren die Strukturen des Römerreiches eine entscheidende Hilfe. Wo Soldaten an den Reichsgrenzen ihren Dienst taten, fanden sich bald auch Handwerker, Kaufleute und natürlich Beamte ein, und über den Kreis dieser Zivilisten dürfte die Frohe Botschaft sich weit eher verbreitet haben als durch die Militärs. Das römische Straßensystem förderte die Verbreitung des Evangeliums und dann den Kontakt der Christengemeinden untereinander. Erleichternd kam hinzu, daß das Griechische in Ost wie West gesprochen und wohl auch von den weniger Gebildeten verstanden wurde; so hat sich Paulus dieser Sprache in seinen Briefen bedienen können, gleichgültig, ob die Empfänger im kleinasiatischen Galatien oder in Rom saßen.“

[Michael Borgolte in „Christen, Juden Muselmanen. Siedlergeschichte Europas“, München, 2006, S. 103]