Das Buch als Hafen

„Der buchbezogene Text ist mein Zuhause, und die Gemeinschaft der biblionomen Leser sind die Menschen, die ich mit wir meine.

Dieses Zuhause ist jetzt genauso veraltet wie es mein erstes Zuhause war, als einige wenige Glühbirnen begannen, die Kerze zu ersetzen. In jedem Computer lauert ein Bulldozer mit den englisch verfaßten Versprechen, neue Wege zu data, replacements, inversions und instant print zu eröffnen. Eine neue Art Text formt den Verstand meiner Studenten, ein Aus-Druck, der keinen Anker hat, der keinen Anspruch darauf erheben kann, eine Metapher oder ein Original von der Hand eines Autors zu sein. Seine Schriftzeichen werden willkürlich geformt, sind wie die Signale eines Phantomschiffs, geistern auf dem Bildschirm herum und verschwinden wieder. Immer weniger Menschen gehen an das Buch als Hafen des Sinns heran.“

[Ivan Illich, Im Weinberg des Textes. Als das Schriftbild der Moderne entstand, aus dem Englischen überstetzt von Ylva Eriksson-Kuchenbuch, Frankfurt/Main, 1991, S. 125]