Die Entdeckung des Alphabets

„Der Alte war so mit Begeisterung bei der Sache, daß er nachts von ihnen träumte, von Wörtern, die in Büchern geschrieben standen, auf Mauern, am Himmel, groß und flammend wie das gestirnte All. Gewisse Wörter gefielen ihm besser als andere, und er versuchte, sie auch seiner Frau beizubringen. Dann lernte er, sie miteinander zu verbinden, und eines Tages schrieb er: >>Landwirtschaftliche Genossenschaft der Provinz Parma<<.

Ambanelli zählte die Wörter, die er gelernt hatte, wie man die Säcke voll Korn zählt, die aus der Dreschmaschine kommen, und als er hundert beisammen hatte, meinte er, ein schönes Stück Arbeit geleistet zu haben. >>Jetzt, scheint mir, reicht es für mein Alter.<<

Auf alten Stücken Zeitungspapier suchte Ambanelli die Wörter, die er kannte, und wenn er eines fand, war er zufrieden, als hätte er einen Freund getroffen.“

[Luigi Malerba in Die Entdeckung des Alphabets. Erzählungen, aus dem Italienischen von Joachim A. Frank, 1963]