Rousseaus Bekenntnisse

„Diese mit der äußersten Lebhaftigkeit des Empfindens verbundene Langsamkeit des Denkens ist mir nicht nur im Gespräch eigen, sondern auch, wenn ich allein bin und wenn ich arbeite. Die Gedanken ordnen sich in meinem Kopfe nur mit der unglaublichsten Schwierigkeit; sie schwanken dumpf darin auf und nieder und fangen an zu gären, wodurch sie mich aufregen, erhitzen und mir Herzklopfen verursachen, und inmitten dieser großen Erregung sehe ich doch nichts deutlich und würde nicht ein einziges Wort niederzuschreiben wissen. Ich muß warten. Unmerklich beschwichtigt sich dieses große Durcheinander, das Chaos klärt sich, und jedes Ding kommt, wenn auch langsam und nach einem langen und wirren Streben an seinen Platz.“

[Jean-Jacques Rousseau in „Bekenntnisse“ aus dem Französischen übersetzt von Ernst Hardt, Frankfurt.am Main/Leipzig, 1985, S. 179]